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Veranstaltung in einem ProvinzClub


Nach Anton Tschechovs Einaktern

"Über die Schädlichkeit des Tabaks", "Die Nacht vor der Verhandlung" und "Der Bär"

 

Deutsch: Viktoria Alexander (Renz) und Frank  Scherer

 

Regie: Viktoria Alexander (Renz)

Bühnenbild: Harry Hummel,

Kostüme: Harry Hummel, Irina Aslanowa,

Licht: Stefan Undeutsch

 

Handlung:

Über die Schädlichkeit des Tabaks

Der Mann einer Musikschulenbesitzerin wird von seiner Frau beauftragt in einem Provinzklub eine Veranstaltung zu moderieren und einen Vortrag über die Schädlichkeit des Tabaks zu halten. Der Vortrag verwandelt sich allerdings in die Lebensgeschichte des Redners.


Die Nacht vor der Verhandlung

Der Reisende Sajzew, dessen Verhandlung am nächsten Tag stattfinden soll, hat eine kleine Liebesaffäre mit einer verheirateten Frau - vor der Nase ihres Mannes.


DEr bär

Die junge betrogene Witwe Elena Ivanovna Popova trauert um ihren verstorbenen Mann und beschließt sich in ihren "vier Wänden zu begraben". Gutsbesitzer Grigorij Stepanovitsch Smirnov, ein Gläubiger des Verstorbenen, zerstört diesen Plan, in dem er bei Popova vorständig wird, um seine Schulden einzutreiben.

 

Die folgende Auseinandersetzung führt schließlich dazu, dass Smirnov Popova zum Duell herausfordert. Diener Luka versucht Hufe zu holen, während Smirnov die Witwe im Schießen unterweist.

 

 

 

Presse

Presse

Wiesbadener Tagblatt, 01.11.2004 (Esther Jacobs)

 

Gefangene in ihren eigenen Gefühlen

Tschechow-Einakter als "Veranstaltung in einem Provinzklub" im Theater an der Adelheidstraße

Von unserer Mitarbeiterin Esther Jacobs

 

Der Vortrag "Über die Schädlichkeit des Tabaks" endet in der Geschichte eines Lebens.Szene aus dem gleichnamigen Einakter, gespielt vom Stanislawskij Ensemble.

Foto: wita/Iris Schmitz






Die Nebelschwaden des Zigarettenqualms werden vom, Scheinwerferlicht durchbrochen. Mitten in der Tabakwolke steht Ivan Ivanovitsch Nüschin, der Mann seiner Frau, lnhaberin einer Musikschule , und eines Mädchenpensionats. Er nimmt einen Zug an seiner Zigarette und bittet das Publikum, ihm bei seinem Vortrag "ernst zu folgen, denn sonst kommt nichts dabei heraus".

"Über die Schädlichkeit des Tabaks" ist nur eins von den insgesamt drei possenhaften Einaktern von Anton Tschechow, die das Stanislawskij Ensemble im Theater an der Adelheidstraße auf die runde _ Bühne bringt. Die Regisseurin Viktoria Renz setzte unter dem Titel "Veranstaltung in einem, Provinzklub" außerdem noch die Stücke "Der Bär" und "Die Nacht vor der Verhandlung" in Szene. In "Der Bär" beschließt eine Witwe, sich nach dem Tod ihres Mannes in ihren "vier Wänden zu begraben". Das gelingt ihr, bis der Gutsbesitzer Smirnov auftaucht.

"Die Nacht vor der Verhandlung" handelt von einer Liebesaffäre, und in "Über die Schädlichkeit des Tabaks" schweift ein Redner von seiner Vortragsthematik dem Rauchen ab und erzählt den Zuhörern seine Lebensgeschichte.

Gemeinsam ist diesen drei Stücken, dass sie. alle stark auf Gefühle und Stimmungen ausgerichtet sind. Bei der gut besuchten Vorstellung badeten die Figuren förmlich in ihren Gefühlsschwankungen und setzten sie oft auch geschickt zu ihrem Nutzen ein. Die junge Witwe Elena Ivanovna Popova konnte auf Grund ihrer schlechten Stimmung unmöglich ihre Schulden zurückzahlen. "Ich liebe und achte meinen Mann" schwört Sinotschka und flirtet dabei ganz ungeniert mit dem Reisenden Alexej Alexeitsch Sajzev, der ihre "Brust und Kopfkrankheiten" behandeln sollte'.

Die Charaktere haben es faustdick hinter den Ohren, sind aber trotzdem in einem sinnentleerten Alltag gefangen. Nüschin lebt in einer unglücklichen Ehe, in der die Frau die Hosen anhat, er ist gewissermaßen nur noch der Mann seiner Frau. Ähnlich ergeht es der jungen Witwe Popova. Sie trauert schon seit über einem Jahr ihrem verstorbenen Mann nach, der sie selbst nur betrogen hat, und zuletzt ist da auch noch Sinoschka, die mit einem älteren Mann verheiratet ist, eigentlich Abenteuer sucht.

Gefangen sind die Figuren nicht nur in ihren Gefühlen, sondern auch auf der runden Bühne. Säulen aus HoIzstäben grenzen das amüsante Gefühlskarussell ein. Die Charaktere sind fest verankert auf der . sich "drehenden" Plattform des Lebens. Einigen gelingt es auszubrechen, andere bleiben gefangen. Gezeigt werden Menschen mit ihren liebenswerten Fehlern und Eigenheiten. Wenig Bühnendekoration lässt den Schauspielern viel Raum, um die Gefühle und Stimmungen auszudrücken.

Vor einem Publikum, das direkt an der Bühne sitzt und jede Mimik genauestens verfolgen kann, ist das keine leichte Aufgabe. Die drei Schauspieler Axel Küffe, Katrin Molsberger und Frank J. Scherer haben das allerdings gut gemeistert und bekamen dafür vom Publikum viel Applaus. Vor allem Molsberger und Scherer bestachen in ihren Rollen durch Witz und Charme. Darsteller und Kostüme versetzten das Publikum nach Russland in Tschechows Zeit. Die spritzige lnszenierung seinen Einakter hätte ihm sicher gut gefallen.